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11. Jul 2015    |   Mediation

Rettungsring

Als ich zu mir kam, wusste ich erst nicht wo ich war.

Um mich herum war Wasser, jede Menge Wasser.

Ich trieb auf einem Fluss, wie mir schien. Geklammert an einen Baumstamm.

Wie war ich hier her gekommen, was war geschehen?

Ich erinnerte mich auf dem Nachhauseweg kurz an diesem kleinen Bach angehalten zu haben um mich auf die Bank zu setzen und die Füße ins Wasser zuhalten.

Ich wollte für einen kurzen Moment den Alltag und die Anstrengung vergessen.

Und dann? Was war dann passiert? Bin ich eingeschlafen und in den Bach gefallen?

Oder saß ich noch auf der Bank und träumte nur gerade?

Aufwachen ermahnte ich mich. NICHTS. Aufwachen, aufwachen!

Ich wiederholte es noch einige Male aber nichts passierte.

Ich trieb weiter auf dem Fluss. Die Strömung war gewaltig.

Ich sah mich um und stellte erstaunt fest, dass die Bäume, die am Ufer standen keine Blätter mehr hatten. Es musste Herbst sein.

Wie lange war ich ohnmächtig gewesen? Mir war kalt und ich spürte meine Arme und Beine kaum noch.

Was sollte das Alles bedeuten?

Also, wenn ich nur träume, dann ist das ein ganz schön schlechter Traum, dachte ich.

Was wenn das alles wahr ist?

Es war warm und grün als ich zu der Bank gegangen war.

Wie viel Zeit war vergangen? Was war mit meinem Auto passiert? Vermisste mich jemand?

Hatte jemand das Auto gefunden und mich gesucht?

Hatte ich die Kaffeemaschine ausgeschaltet als ich aus dem Haus ging?

Vielleicht hatte man mich gesucht und nicht gefunden und für tot erklärt. Oder war ich tot?

Hmm,.. mein Kopf schmerzte.

Ich hatte mal von Delphinen gehört, die Ertrinkende ans rettende Ufer gebracht hatten. Da konnte ich hier wohl lange drauf warten.

Gab es hier überhaupt etwas Lebendes?

Lebte ich überhaupt noch?

Ich fror und Angst kam in mir hoch.

Ich klammerte mich noch etwas heftiger an den Baumstamm.

Konnte ich es bis ans Ufer schaffen? Die Strömung war zu stark befand ich.

Ich würde es nicht schaffen und ertrinken. Ich durfte diesen Baumstamm auf garkeinen Fall loslassen.

Was wenn ich aufs Meer trieb? Was wenn Niemand mich finden würde? Würde ich erfrieren?

Ich glaube mal gelesen zu haben, das Erfrierende kurz vorm Tod eine wohlige Wärme spüren.

Der Gedanke klang verlockend und ließ mich nicht mehr los.

Ich schloss die Augen und stellte mir mein wohlig warmes Bett vor.

Wie ich mich in die warme, weiche Decke kuschele und einschlafe.

Ich muss dann wohl auch eingeschlafen sein, denn als ich wieder zu mir kam, war es hell.

Ich war immer noch auf dem Fluss.

Verdammt, dachte ich, ich träume nicht, das hier ist real.

Langsam bekam ich höllische Angst.

Am Horizont sah ich einige Vögel in V-Formation fliegen.

Zu meiner Linken eine Wiese mit Tieren, Kühe glaube ich, war mir aber nicht ganz sicher, da alles in sich verschwamm.

Wie konnte ich nur das Ufer erreichen?

Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als festen Boden unter den Füssen.

 

Am Horizont sah ich einen großen, alten Baum näher kommen.

Er stand dichter am Ufer als die anderen Bäume.

Etwas war an seinem Stamm befestigt und tanzte auf dem Fluss.

Was war das? Ich strengte mich an es zu erkennen.

Es war ein Rettungsring. Jemand hatte einen Rettungsring am Stamm befestigt und in den Fluss geworfen.

Wollte mich Jemand retten? Hatte mich Jemand gefunden?

Ich könnte es schaffen, den Baumstamm loszulassen und den Ring zu greifen.

Dann konnte man mich an Land ziehen.

Ich hatte Angst Ihn nicht zu erwischen, doch als es soweit war, lies ich den Stamm los und griff nach dem Ring.

Die Strömung zerrte an meinen Beinen und ich schaffte es mit letzter Kraft den Ring um meinen Oberkörper zu ziehen.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich beschloss, dass ich also doch noch lebte.

Ich blickte zum Ufer. Dort war Niemand. Was sollte das? Keiner da?

Nur der Baum stand friedlich und stark an seiner Stelle und hielt das Seil um seinen Stamm.

Okay, dachte ich, muss ich mich wohl oder übel selber  bis ans Ufer ziehen.

Stück um Stück kämpfte ich gegen die Strömung um jeden Zentimeter Seil in Richtung Ufer.

Einige Male verlor ich den Halt und somit rückte das rettende Ufer wieder etwas in die Ferne.

Nein, ich würde nicht aufgeben. Nicht jetzt!

Ums Verrecken nicht, dachte ich und musste über die Bedeutung meines Gedankens schmunzeln.

 

Ich weiß nicht wie lange ich brauchte, aber ich erreichte das Ufer.

Ich versuchte aufzustehen, meine Beine gehorchten mir nicht richtig.

Ich rappelte mich auf und stand.

Und nun? was nun? Wo sollte ich hingehen?

Nach rechts, nach links oder gerade aus? Wo ging es nach Hause?

Ich entschied, dass es erst einmal egal war, welche Richtung ich nahm.

Hauptsache nicht zurück.

Ich blickte auf den Baum. Wie lange stand er da schon? Hatte er schon anderen Menschen ans Ufer geholfen?

Wie vielen würde er noch helfen? Er sah so stark und friedlich aus. Wunderschön!

 

Ich beschloss, dass es Zeit war sich auf den Weg zu machen.

Egal in welche Richtung, klang es in meinem Kopf. Hauptsache nicht zurück!

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